Autofahren mit Grauem Star: Risiken, Gesetze und wann eine OP notwendig ist

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Der Graue Star (Katarakt) ist eine weit verbreitete Augenerkrankung, die die Augenlinse trübt und damit das Autofahren massgeblich beeinflusst. Wir erklären, ob Autofahren mit Grauem Star erlaubt ist, welche gesetzlichen Vorgaben in der Schweiz gelten und ab wann sich eine Grauer-Star-Operation lohnt.

Autofahren mit Grauem Star: In der Schweiz erlaubt?

Grundsätzlich ist Autofahren mit Grauem Star in der Schweiz nicht verboten. Allerdings gelten klare medizinische Mindestanforderungen, um ein Kraftfahrzeug führen zu dürfen. So müssen Sie unter anderem eine Sehschärfe von mindestens 0,5 auf dem besseren Auge und 0,2 auf dem schlechteren Auge vorweisen (vgl. Ziffer 1.1 Anhang 1 VZV). Der Graue Star schränkt die Sehkraft progressiv ein: Erfüllen Sie diese Mindestanforderungen nicht mehr, ist das Autofahren nicht länger zulässig.

Warum Autofahren mit Grauem Star riskant sein kann

Unabhängig davon, ob Sie die Mindestanforderungen noch erfüllen, birgt das Fahren mit Grauem Star Risiken im Strassenverkehr. Die Trübung der Augenlinse beeinträchtigt das Sehvermögen, was sich in folgenden Symptomen zeigt:

Allgemeine Sehverschlechterung

  • Die Nah- und Fernsicht verschlechtert sich zunehmend (Sehen wird trüb).

  • Die Dämmerungssicht ist eingeschränkt.

Licht- und Farbwahrnehmung

  • Es entsteht eine deutliche Blendempfindlichkeit (z. B. gegenüber Sonnenlicht oder Autoscheinwerfern).

  • Farben, Kontraste und Konturen werden schlechter wahrgenommen.

Räumliches Sehen

  • Doppelbilder können auftreten.

  • Das räumliche Sehen (Tiefenwahrnehmung) ist beeinträchtigt.

Eine wissenschaftliche Studie der Medizinischen Universität Innsbruck aus dem Jahr 2021 hat die positiven Auswirkungen einer Grauen-Star-Operation (Katarakt-Operation) auf die Fahrsicherheit im Alter belegt:

  • Verbesserung nach Grauer-Star-OP: Bei Tests in einem Fahrsimulator schnitten die Teilnehmer nach der beidseitigen Katarakt-Operation deutlich besser ab als zuvor.

  • Kürzere Bremswege: Die operierten Fahrer konnten ihren Bremsweg um mehr als zwei Meter verkürzen.

  • Grund für die Verbesserung: Der Hauptgrund für die gesteigerte Fahrsicherheit ist das verbesserte Kontrastsehen und die verminderte Blendempfindlichkeit nach dem Eingriff. Dies führt zu einer schnelleren Wahrnehmung und kürzeren Reaktionszeiten.

Diese Studie bestätigt: Die mit Grauem Star verbundenen Risiken im Strassenverkehr sind bedeutend.

Wann sollte ein Grauer Star operiert werden?

Die Behandlung des Grauen Stars erfordert einen chirurgischen Eingriff, da eine wirksame medikamentöse Therapie nicht existiert. Die Grauer-Star-Operation ist die einzige bekannte Methode, um die Sehkraft dauerhaft wiederherzustellen und eine mögliche Erblindung zu verhindern.

Der ideale Zeitpunkt

Der optimale Zeitpunkt für eine Grauer-Star-Operation ist individuell, sollte aber nicht unnötig hinausgezögert werden.

  1. Bei Einschränkungen im Alltag: Der richtige Zeitpunkt ist spätestens dann gekommen, wenn Sie Einschränkungen in Ihrem täglichen Leben bemerken – sei es beim Lesen, bei der Orientierung oder, besonders kritisch, beim Autofahren.

  2. So früh wie möglich handeln: Es ist unnötig und sogar riskant, abzuwarten, bis der Katarakt vollständig ausgereift ist. Eine frühzeitige Operation führt nicht nur schneller zu einer uneingeschränkten Sicht, sondern reduziert auch die Komplexität und das Komplikationsrisiko des Eingriffs.

Vorteile der Operation

Die Operation heilt nicht nur den Grauen Star, sondern bietet auch zusätzliche Vorteile:

  • Dauerhafte Lösung: Indem die getrübte Augenlinse durch eine Kunstlinse ersetzt wird, wird die Sehkraft wiederhergestellt. Ein Grauer Star kann sich nicht erneut bilden.

  • Gleichzeitige Korrektur von Fehlsichtigkeiten optional möglich: Durch den Einsatz spezieller Linsen können gleichzeitig andere Fehlsichtigkeiten (z.B. Alterssichtigkeit) korrigiert werden. Dadurch werden zusätzliche Sehhilfen, wie etwa eine Gleitsichtbrille oder Lesebrille, überflüssig.

  • Keine Altersbeschränkung für den Eingriff: Selbst Patienten im hohen Alter (z.B. 100-Jährige) können bei guter gesundheitlicher Verfassung in der Regel erfolgreich operiert werden.

Wann darf man nach der Grauen-Star-OP wieder Autofahren?

Wann Sie nach einer Grauer-Star-Operation wieder Autofahren dürfen, hängt von der individuellen Heilung und dem erreichten Sehvermögen ab. Grundsätzlich ist das Autofahren in den meisten Fällen etwa eine Woche nach dem Eingriff wieder gestattet. Ihr Augenarzt wird Ihnen nach einer Kontrolluntersuchung bestätigen, ob Sie wieder fahrtüchtig sind.

Wann es länger dauern kann

Länger dauern kann es, wenn Sie nach dem Eingriff weiterhin eine Sehhilfe benötigen. Da sich die Sehstärke während des vier- bis sechswöchigen Heilungsprozesses noch verändern kann, müssen Sie mit dem Autofahren warten, bis die Sehkraft stabil ist und die neue Sehhilfe entsprechend angepasst wurde.

Verhaltensregeln für die Heilung

Unabhängig von der Fahrfreigabe sollten Sie in der ersten Zeit nach der Operation folgende Punkte beachten:

  • UV-Schutz: Tragen Sie unbedingt eine Sonnenbrille, um das Auge vor direkter UV-Strahlung zu schützen.

  • Belastung vermeiden: Für etwa zwei Wochen sollten Sie Tätigkeiten wie Schwimmen, Saunabesuche oder anstrengenden Sport vermeiden. Auch Reiben oder Drücken des operierten Auges ist untersagt.

Was bei einem Nachstar gilt

Sollte sich später ein sogenannter Nachstar bilden – eine leichte Trübung hinter der neuen Linse –, ist ein weiterer, kleiner Eingriff notwendig. Wie nach der Hauptoperation gilt auch hier ein Fahrverbot von etwa einer Woche, bis der Augenarzt das Fahren wieder erlaubt.