Grauer Star mit Medikamenten heilbar?
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Die Diagnose Grauer Star löst bei vielen Betroffenen die Frage aus, ob eine Operation wirklich der einzige Weg ist. Wer möchte nicht lieber zu einer einfachen, nicht-invasiven Lösung greifen, wie beispielsweise Augentropfen oder andere Medikamente? Wir erklären, ob eine Heilung mit Tropfen oder Tabletten aktuell möglich ist.
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Der Graue Star ist mit Medikamenten aktuell nicht heilbar
Nein, der Graue Star lässt sich derzeit nicht mit Medikamenten, Augentropfen oder anderen nicht-invasiven Therapien heilen. Die Trübung der Augenlinse kann nur durch einen chirurgischen Eingriff behoben werden, bei dem die getrübte Augenlinse durch eine künstliche Linse ersetzt wird.
Warum ist Katarakt mit Augentropfen oder Medikamenten nicht heilbar?
Die Hoffnung auf Tropfen oder Tabletten ist verständlich. Allerdings scheitern medikamentöse Ansätze vor allem an drei entscheidenden Hürden:
1. Die Barriere des Auges
Beim Grauen Star trübt sich die natürliche Augenlinse ein. Unsere Augen sind perfekt darauf ausgelegt, ihre empfindlichen Strukturen – und damit auch die Linse – zu schützen. Für einen Wirkstoff ist die Linse daher schwer zu erreichen:
Schutz des Auges: Die Augenlinse liegt tief geschützt hinter der Hornhaut, dem Kammerwasser und der Iris. Diese Strukturen stellen eine Barriere für Wirkstoffe dar.
Wirkung und Dosis: Ein Medikament müsste diese Barrieren nicht nur überwinden, sondern auch in einer biologisch wirksamen Konzentration in die Linse eindringen. Gleichzeitig darf es keine toxischen Effekte auf das empfindliche umliegende Gewebe ausüben.
Verträglichkeit: Die Verträglichkeit ist eine Herausforderung, denn ein zugelassenes Präparat müsste nicht nur verträglich, sondern vor allem auch langfristig stabil und frei von Nebenwirkungen sein.
2. Forschung ist experimentell
Die Forschung arbeitet intensiv an verschiedenen Substanzen, um die Trübung der Augenlinse entweder aufzuhalten oder sogar umzukehren. Aktuell ist aber keine dieser Substanzen für die klinische Anwendung zugelassen. Zwar gibt es vielversprechende Resultate in Tiermodellen, die bisher aber an menschlichem Gewebe nicht bestätigt wurden.
Vielversprechende Tiermodelle, keine Bestätigung am Menschen: Es gibt diverse Substanzen (Lanosterol, Oxysterole), die in Tiermodellen (z.B. Mäusen) vielversprechende Resultate lieferten: Trübungen konnten zumindest teilweise rückgängig gemacht werden. Die Realität beim Menschen sieht allerdings anders aus: Untersuchungen zeigten, dass keine klare Rückbildung der Trübung erzielt werden konnte.
Weitere Ansätze: Weitere Ansätze befinden sich noch in frühen, experimentellen Phasen: Darunter der Einsatz von Antioxidantien (z.B. N-Acetylcarnosin), um oxidativen Stress zu bekämpfen oder RNA-Therapien oder Nanomedizin.
3. Der lange Weg zur Zulassung
Selbst wenn die Forschung einen Wirkstoff findet, der auch beim Menschen funktioniert und die biologischen Hürden im Auge überwindet und die Trübung wirksam behandelt, steht noch ein jahrelanger Prozess bevor:
Klinische Studien: Ein Medikament muss über viele Jahre umfangreiche klinische Studien durchlaufen, um seine langfristige Stabilität, Wirksamkeit und Sicherheit nachzuweisen.
Regulatorische Hürden: Die Zulassungsverfahren sind extrem streng.
Wie lässt sich der Grauer Star behandeln?
Da eine medikamentöse Therapie derzeit nicht existiert, ist die Grauer-Star-OP weltweit die einzige Methode, die eine zuverlässige und dauerhafte Verbesserung der Sehkraft erzielt.
Bei dem chirurgischen Eingriff wird die getrübte Augenlinse schonend entfernt und durch eine klare, künstliche Intraokularlinse ersetzt. Der Eingriff ist eine häufige und sichere Routineoperation in der Augenheilkunde mit einer sehr hohen Erfolgsquote und einem geringen Komplikationsrisiko.
Es besteht zudem die Möglichkeit, gleichzeitig Fehlsichtigkeiten mitzubehandeln: Mittels eines refraktiven Linsenaustauschs werden individualisierte Multifokallinsen statt gewöhnliche Kunstlinsen eingesetzt. Diese Linsen korrigieren gleichzeitig die Alterssichtigkeit und andere Fehlsichtigkeiten, wie z.B. die Kurzsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung. Die Behandelten können nach der Behandlung in der Regel auf Gleitsichtbrille oder Lesebrille verzichten.
Fazit
Werden Ihnen aktuell Augentropfen oder andere Medikamente gegen den Grauen Star angeboten, ist Vorsicht geboten. Bis heute existiert keine zugelassene oder wissenschaftlich wirksame medikamentöse Alternative zur Grauer-Star-OP. Lassen Sie sich in solchen Fällen immer die wissenschaftliche Evidenz zeigen.
Sollte eine Katarakt-OP nötig sein, stehen Ihnen heute sehr sichere und bewährte Verfahren zur Verfügung, die in kurzer Zeit zu einer deutlichen und dauerhaften Sehverbesserung führen. Es besteht zudem die Möglichkeit, Fehlsichtigkeiten mitzubehandeln – besprechen Sie dies mit Ihrem Augenarzt.